Haarhausen (Wachsenburggemeinde)
Haarhausen ist ein Dorf der Wachsenburggemeinde im Ilm-Kreis, an der Bahnstrecke Erfurt – Arnstadt und 5 km von der Bundesautobahn 4 entfernt gelegen. Es hat etwa 600 Einwohner.
PLZ: 99310
Telefon-Vorwahl: 03628 (Arnstadt)
Im Dorf gibt es eine Gaststätte und eine Pension sowie den Kindergarten des Wachsenburggemeinde. Das Vereinsleben wird durch die Freiwillige Feuerwehr , der Haarhäuser Kanevals-Verein und die Fußballmanschaft der SG Haarhausen-Sülzenbrücken geprägt.
Inhaltsverzeichnis |
Geografie und Geologie
Haarhausen liegt am Übergang des Thüringer Waldes zum Thüringer Becken auf einer Hohe von etwa 275 m ü. NN . Die geografischen Koordinaten sind 50° 52' n. Br., 10° 54' ö. L. .
Während das Gelände nördlich des Dorfes flach ist, wird der Südrand von einer Hügelkette begrenzt, der Teil der so genannten Saalfeld-Arnstadt-Gotha-Eichenberger Störungszone ist, die durch das Abbrechen der Scholle des Thüringer Beckens während des Heraushebens des heutigen Thüringer Waldes im Tertiär entstanden ist. An der Straße nach Holzhausen sind in einem ehemaligen Steinbruch die damit verbundenen Gesteinsverwerfungen gut sichtbar und dokumentiert. Dieser Steinbruch erhielt im Jahr 1959 den Status eines Flächennaturdenkmals und ist Teil des Geoparks Drei Gleichen .
Der Ort wird von Nord nach Süd vom Vasold-Bach durchflossen, der zum Einzugsgebiet der Apfelstädt gehört.
Geschichte
Der Name des Ortes leitet sich vom althochdeutschen hora (= Sumpf) ab, was auf die feuchten Niederungen nördlich des heutigen Dorfes hinweist. Erstmals urkundlich erwähnt wurde es im Jahr 786 . In der Umgebung lassen sich aber noch frühere Siedlungen aus dem 4. oder 5. Jahrhundert nachweisen. Dies ist das Resultat von in den 1980er Jahren durchgeführten Ausgrabungen. Im Ergebnis dieser Ausgrabungen errichtete das Weimarer Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens am westlichen Dorfrand ein Gelände für experimentelle Archäologie, dessen wichtigstes Exponat ein rekonstruierter germanischer Brennofen für Keramik ist (siehe dazu auch: Geschichte Thüringens).
Im Jahr 1451 wurde von Haarhausen aus durch die Bürger Erfurts die nahe gelegene Veste Wachsenburg, eine der Drei Gleichen erobert, deren damaliger Besitzer, der Raubritter Apel von Vitzthum die vorbeiziehenden Handelsleute ausrauben ließ.
Wie viele Dörfer in Deutschland war auch Haarhausen stark vom Dreißigjährigen Krieg betroffen. Nach dessen Ende 1648 setzte eine rege Bautätigkeit ein. Viele Häuser des alten Ortskerns stammen aus dieser Zeit. Das Dorf selbst war dann über viele Jahrhunderte von der Landwirtschaft geprägt, wobei es aber keinen Großgrundbesitz gab. Es setzte sich der Protestantismus als vorherrschende Religion im Dorf durch. Von 1697 bis 1918 gehörte das Dorf zum Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, danach zum Kreis Arnstadt des neu geschaffenen Landes Thüringen. Zu dieser Zeit wohnten etwa 450 Einwohner in Haarhausen.
Ein wesentlicher Umbruch für das Dorf war die Bildung der LPG im Jahre 1960 , die das Ende der bis dahin betrieblichen einzelbäuerlichen Wirtschaften bedeutete und auch deutliche Spuren im Aussehen der Flure hinterließ. Außerdem wurden am nordwestlichen Ortsrand große Stallungen gebaut, zunächst unter dem Einfluss der sowjetischen Landwirtschaftspolitik als Offenställe. Die LPG wurde dann in den 1970er und 1980er Jahren zusammen mit denen der Nachbardörfer als LPG Pflanzenproduktion und LPG Tierproduktion umstrukturiert. Heutiger Rechtsnachfolger ist die Agrargenossenschaft Thörey .
Ein bemerkenswertes Jahr in der Dorfhistorie war das Jahr 1972 als im Sommer durch Brandstiftung die Kirche, eine Lagerhalle der LPG und eine Scheune schwer beschädigt wurden. In der gleichen Zeit ereignete sich auch noch ein Zugunglück mit drei Todesopfern auf Grund des Zusammenstoßes zweier Personenzüge in der Nähe des Bahnhofs.
Im Rahmen der Vorbereitung zur 1200-Jahr-Feier im Jahr 1986 wurde auch die 1601 erbaute Kirche "Sankt Nikolai" rekonstruiert. Dabei wurden auch alte Baustoffe wie Eier und Quark zur Verfugung des Kirchturmes verwendet.
Nach der " Wende " setzte am Nordrand des Dorfes eine rege Bautätigkeit ein, es entstand das Wohngebiet Zur Aue, wo hauptsächlich Bewohner der nahe gelegenen Städte ihre Eigenheime auf der " grünen Wiese " bauten.
Im Zuge der Gemeindereform in Thüringen verlor das Dorf 1994 den Status einer eigenständigen Gemeinde und ist heute einer von fünf Ortsteilen der Wachsenburggemeinde.
Persönlichkeiten
In Haarhausen wurde der Schriftsteller Martin Stade geboren und wuchs auch dort auf. Viele seiner Bücher handeln vor dem Hintergrund seiner thüringischen Heimat.
Weblinks
Kategorien : Ort in Thüringen | Ilm-Kreis
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